Buch-Review : Desert Storm Air War by Jim Corrigan

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Übersicht:

  • Voller Titel: Desert Storm Air War: The Aerial Campaign Against Saddam's Iraq in the 1991 Gulf War
  • Author: Jim Corrigan
  • Herausgeber: Stackpole Books
  • Herausgegeben: 2017
  • ISBN-13: 978-0811717762

 

 

Zusammenfassung:

Jim Corrigan hat mit diesem Buch zwar das Rad nicht neu erfunden bringt aber doch einige Interessante Punkte und Einblicke auf den Tisch, die vielleicht nicht jedem bekannt waren.
Gerade da Desert Storm oft als musterhafte Unternehmung gesehen wird, vergisst man nur allzu schnell, dass auch diese mit ihren Tücken zu kämpfen hatte.
Ob politische, technische oder operative Probleme, dieses Buch bietet gute Sammlung von subjektiven Eindrücken und persönlichen Hürden, erklärt dabei aber auch den größeren Umfang. 
Zwar bewegt man sich nicht immer gradlinig auf der Zeitachse, dennoch ist der Ablauf entsprechend gewählt um den Lesern den Ablauf gut aufzuzeigen.

Mit Vollgas in die Krise:

Das Buch beginnt mit der irakischen Invasion Kuweits und arbeitet sich weiter über die Zielsetzung und den Start von Desert Shield. Dabei wird gut vermittelt, welche Schwierigkeiten und Bedenken die ursprüngliche Planung beeinflusst haben. 
Auch werden einige der "Drahtzieher" der Koalitionsplanung gut ins Bild gebracht, ihre unterschiedlichen Erfahrungen, Vorbehalte und Abneigungen. 

Nebst eiliger Planung stand die Koalition auch vor einer logistischen Aufgabe, die durch die Gefahr, der Irak könnte auch noch Saudi-Arabien bedrohen, nicht leichter gestaltet wurde.

Nicht vergessen werden durfte dabei, dass der Irak zu Beginn des Konfliktes über ein umfangreiches, wenn auch teilweise altes, computer-gestütztes IADS ( Integrated Air Defense Systems ) verfügte.

Die Erfahrungen aus Vietnam spielten bei den US-Planern auch noch eine besondere Rolle, vor allem der Einfluss von nicht militärischen Gesichtspunkten, wollte man dieses Mal so gut es geht verhindern und so machten sich die Planer des Black Hole, das gesammelte Wissen zu Nutze, selbst von denen, die man wieder Heim geschickt hat.

Alles nach Plan?

Während der erste Tag der Operation noch überdurchschnittlich gut verlief, zeigten sich immer mehr Unzulänglichkeiten wie die alten Notfallfunkgeräte der Piloten oder das unterschätzte FlaK-Feuer.
Fliegt man nun tief, um den SAMs (Surface to Air Missiles) aus dem Weg zu gehen, nimmt dafür aber den FlaK-Beschuss auf sich oder bleibt man höher und riskiert Treffer durch z.B. die SA-2 (auch "flying telephone poles" genannt)?
Eine Frage die jede der teilnehmenden Nationen anders bewertete.

Auch der Irak blieb nicht einfach still, sondern versuchte auf seine Weise, die Krieg in andere Bahnen zu lenken. Ob nun der Versuch Israel in den Konflikt zu ziehen, mit Kriegsgefangenen den Willen der Koalition brechen oder das absichtliche Verseuchen des Golfs. 
Doch auch raffinierte Taktiken, wendeten die Iraker mit mehr oder weniger Erfolg an, um die Koalition bei ihrem Vorhaben zu stören.

Mit Package Q, Scud Hunt und dem Einsatz von A-10 Deep Strikes werden auch Fehlschläge dargestellt, die gerne auch übergangen werden, wenn man über Desert Storm spricht.
Politische Entscheidungen, welche bereits in Vietnam zu Problemen führten und in Instant Thunder eigentlich verhindert werden sollten, traten erneut auf und mussten teilweise durch etwas Improvisation umgangen werde.

Lossless War?

Bei einigen Lesern findet man immer wieder die Kritik, dass ab der 2. Hälfte, das Buch sich auf die Missstände und Fehlschläge der Koalition konzentriert, dabei muss man aber verstehen, dass diese mit Dauer der Unternehmung auch immer wieder zunahmen.
Dazu kommt, dass man gerade aus den gemachten Fehlern ja lernen möchte und das Aufarbeiten daher, meiner Meinung nach, deutlich wichtiger ist als zum tausensten mal zu schreiben "Der Sortie war ein reiner Erfolg, alle Ziele wurden ohne Verluste erreicht".

Gut sind dabei besonders die Berichte der Beteiligten, die auch ihre eigenen Fehler eingestehen und Erfahrungen schildern.
Die Aussichtslosigkeit nach einem Absprung und der Gefangennahme. Die Bedingungen während der Verhöre oder auch die Beschreibung von Foltermethoden, wie dem "Talk-Man", werden gut und nachvollziehbar beschrieben.

Wenn man das so liest, bekommt man vielleicht den Eindruck, Desert Storm wäre eine Katastrophe gewesen. Das ist aber nicht der Fall, ganz im Gegenteil, für die Größe und den Umfang, verlief Desert Storm erstaunlich gut.
Die amerikanische Führung gab später auch zu, man habe die Kampfkraft der Irakis überschätzt.
In dem Werk von Jim Corrigan wird halt versucht, eine spannende, leicht verständliche Aufarbeitung bereitzustellen, die die negativen Aspekte etwas stärker herausstellt als die positiven.

Fazit

Ich fand das Buch sehr unterhaltsam und gut zu lesen, weshalb ich es auch in relativ kurzer Zeit durchgesuchtet hab, die Berichte der Beteiligten passten gut und ergänzen die Großlage gut durch einige Ansichten aus der "Frosch-Perspektive". 

Leider sind wenig Karten und Fotografien enthalten, was an manchen Stellen den Überblick verbessert hätte. Schwere Inhaltliche Fehler sind mir dagegen nicht aufgefallen und sicher ist es eine leichtere Lektüre als die Gulf War Air Power Survey, die an dieser Stelle für Interessierte aber nochmal klar zu empfehlen ist.

Ich würde das Buch für Interessierte des Zweiten Golfkrieges oder der militärischen Fliegerei klar empfehlen und hoffe, dass auch andere Leser so viel Freude an diesem Werk haben, wie ich es hatte.

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