Im Überblick: Combat Mission

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  • Genre: 3D Echtzeit oder Rundentaktik
  • Epoche: 2. Weltkrieg und Moderne
  • Released: 31. Mai 2000
  • Entwickler: Big Time Software später Battlefront.com
  • Publisher: Battlefront.com / Slitherine
  • Plattformen: PC

 

Allgemein:

Combat Mission gehört wohl zu den Spielen, die lange Zeit ein sehr starkes Nischendasein hinnehmen mussten. Zwar gehörte sie in Wargaming-Kreisen schon länger zu den eher bekannteren Vertretern aber darüber hinaus war es eher unbekannt. 
Das ist aber eigentlich sehr schade, denn mit der Combat Mission oder halt einfach kurz CM Reihe, findet man einen ganz besonderen Vertreter in der digitalen Medienlandschaft. 

Auf den ersten Blick sieht der Titel nach nicht viel aus, außer einem Spiel bei dem ich einfach entweder in Echtzeit oder Runden, die je eine Minute Echtzeit ablaufen lassen, kleine Gruppen von A nach B schicke.
Doch tatsächlich verbirgt sich hinter dem simplen Interface eine ziemlich anspruchsvolle Abstrahierung. So haben viele Kleinigkeiten einen großen Einfluss, der dem Spieler meistens gar nicht sofort klar wird.
Leider ist die Dokumentation dieser Mechaniken nicht so gut, wie es die Reihe verdient hätte. Und viele Spieler finden eher schlecht Zugang, weil sie sich wundern, warum etwas anders abläuft als sie vermuten würden.
Dazu kommt auch die eher schlechte “taktische” KI, die wohl einen der größten Kritikpunkte darstellt. Dadurch kommt es auch, dass CM sehr viel Micromanagement benötigt, um das doofe Verhalten der KI auszugleichen.
Allerdings muss man auch sagen, dass es in der Form, die CM bietet, eigentlich keine Alternative gibt und das trotz der Mängel dieses immer noch ein sehr gutes Spielerlebnis bietet.

Wir müssen an dieser Stelle einmal kurz ansprechen, dass CM nicht gleich CM ist, so unterscheidet man in der Regel zwischen Engine 1 (CMx1) und ab Engine 2 (CMx2).
Denn die alten Engine 1 Spiele haben zwar im Kern eine ähnliche Zielsetzung, aber ein anderes Gefühl und sind auch einfach nicht gut gealtert, während die ab Engine 2 Spiele sich nun eigentlich in der 4. Iteration der Engine befinden und auch aktiv weiterentwickelt werden. 
Im Rahmen dieses Artikels werden wir uns primär auf die Engine 2 Spiele beziehen, während viele Kernmerkmal allerdings auch für die Engine 1 Spiele zutreffen, welche allerdings den End of Life Status erreicht haben.
 

Aber was bietet Combat Mission den jetzt genau?
Kurz gesagt bietet das Spiel die Möglichkeit, Formationen bis zur Größenordnung eines verstärkten Bataillons in einer taktischen Umgebung in Gefechten, die maximal 2 Stunden (Ingame-Zeit) andauern, zu befehligen.
Dabei werden mehrere Epochen und Schauplätze geboten, die mit ihren eigenen Anforderungen einherkommen. 

 

 

Ablauf:

Es gibt zwei Arten, Combat Mission zu spielen: Die klassische Echtzeit, die man pausieren könnte, um neue Befehle zu geben oder Rundenbasiert, wie oben erwähnt, läuft dabei dann immer eine Minute in Echtzeit ab, bis das Spiel selbstständig erneut pausiert und neue Befehle gegeben werden können. Während der Minute ist man allerdings zum Zusehen verdammt.
Der Kniff an der Sache ist allerdings, dass dadurch gerade für den Multiplayer ein besonderes System ermöglicht wird, das sogenannte “WeGo”, sprich es wird nicht abwechselnd geplant (IGoYouGo), sondern die Planungen laufen gleichzeitig ab.

Gespielt wird, bis die Spielzeit abgelaufen ist, eine der beiden Seiten kapituliert oder ein Waffenstillstand verhandelt wird. Die Spielzeit wird in der Regel durch das Szenario vorgegeben, beinhaltet oft aber eine Art “Overtime”, die nicht genau festgelegt sein muss, sondern sich in einem Bereich bewegen kann, der dann durch den Zufall bestimmt wird, aber gerade im Multiplayer doch bedacht werden muss. 

 

Das Spielfeld:

Man könnte sagen, der Schauplatz bestimmt das Spiel, es gibt Combat Mission in den typischen Szenarien, so ist Final Blitzkrieg im Bereich “Battle of the Bulge” angesiedelt, also in der Ardennenoffensive und danach. Dagegen bedienen Black Sea oder Shock Force moderne Settings, Black Sea in einem fiktiven Ukraine Konflikt und in Shock Force verschlägt es den Spieler nach Syrien. Der neuste Ableger der Serie bedient dazu ein weiteres gewünschtes Setting, ein fiktiver, heißer Krieg im Herzen Europas. Combat Mission Cold War bringt den Spieler nämlich nach Deutschland.

Die Karten sind gerade bei den authentischen Szenarien sehr gut am realen Gelände orientiert und bringen durch die Landschaft die realen Hindernisse und Überlegungen mit sich. Allerdings könnten die Karten oft deutlich größer sein, damit ein Manövrieren überhaupt erst möglich wird. Gerade beim modernen Setting, ist das problematisch, da durch die Waffensysteme deutlich höhere Kampfdistanzen an der Tagesordnung stehen und gerade reaktive Panzerbüchsen und Lenkflugkörper dadurch eine noch stärkere Gefahr darstellen, da man sich fast dauerhaft in Wirkweite befindet. Aber auch im WK2-Setting fällt das Ganze auf, nur deutlich seltener. 
Allerdings bietet der Editor die volle Freiheit selbst Karten, Szenarien und auch Kampagnen zu bauen und durch die doch aktive Modding und Szenariobauer-Community wird kostenloser Content nachgereicht. 

 

 

Umfang:

Dieser schwankt von Teil zu Teil, umfasst in der Regel aber mindestens eine Kampagne je spielbarer Fraktion und um die 20 Szenarien die entweder für Spieler gegen Spieler, Spieler gegen KI oder beides ausgelegt sind und bietet darüber noch die Möglichkeit der Quick Battles, also dass beide Seiten sich eine Formation zusammenstellen und diese dann gegeneinander entgegen werden.
Außerdem veröffentlicht Battlefront.com in den unregelmäßigen Abständen auch, allerdings kostenpflichtige, Kartenpakete oder Erweiterungen, welche eine weitere Fraktion, Kampagne und Szenarien nachliefern.
Man kann also mit den mitgelieferten Mitteln schon ziemlich Zeit totschlagen und anschließend lohnt sich auf jeden Fall einmal eine Suche im Internet, oft findet man in der Community weitere interessante Szenarien.

 

 

Frustfaktor:

Combat Mission hat unglaublich viele positive Seiten und seine Einzigartigkeit kann man nicht oft genug erwähnen. Doch CM fordert dem Spieler auch eine unglaubliche Geduld und Frustresistenz ab.
Denn nicht selten kommt es vor, dass aufgrund der sich dynamisch entwickelnden Situation die KI übernehmen muss bzw. ihre Befehle anpassen muss. 
Gerade das Verhalten im Orts- und Häuserkampf, wenn Gebäude besetzt werden müssen. Manchmal entscheidet die KI, dass nicht alle Mitglieder einer Gruppe denselben Eingang nutzen sollen und schickt einen Teil der Gruppe dann zu einem 2. Eingang, welcher ggf. direkt im Feuerbereich des Feindes liegt. In anderen Situationen bewegt sich die KI statt am Gebäude entlang lieber mitten auf der Straße. Dazu kommt das eigentliche Befrieden der Gebäude, ein Punkt, auf den CM immer öfter den Fokus legt, sich aber durch das abstrahierte Verhalten in Gebäuden sich nicht so gut speilen lässt.
In einigen Teilen wird der Kampf in Städten noch durch die Darstellung von Insurgents erweitert. Da CM aber keine Zivilisten darstellt, ist der Umweg bei Insurgents, dass diese zunächst unsichtbar für den Spieler sind und erst wenn eine eigene Gruppe sie als Feinde aufklärt, für den Spieler sichtbar werden.
Gerade im Stadtkampf kommt auch nochmal das betagte Sichtsystem, welches vieles richtig macht, aber seine klaren schwächen hat, zum tragen. Einige Spieler nutzen das Prinzip, selbst mit der Kamera zum geplanten Wegpunkt einer Gruppe zu fliegen, um selbst die Sichtline zu prüfen. Andere benutzen das Feuerbefehl-Tool doch ob nach der Entfaltung die Gruppe diese tatsächlich spähen kann, ist dadurch nicht garantiert. Manchmal reicht ein Strauch oder Zaunpfahl, der die Sichtlinie unterbricht und die wohl platzierte Gruppe muss verlegen. Und die Auswirkungen von Nebel und Regen sind nicht weniger frustrierend.   

 

Fazit:

Frust, mäßige Programmperformance, eingeschränkte Dokumentation und doch betagte Grafik, Kritik an Battlefronts Combat Mission ist vorhanden und berechtigt, doch trotz dieser Punkte überwiegen für mich klar die positiven Seiten, gute Darstellung taktischer Gefechte, tiefgreifendes Ausrüstungssystem, Geländebeschaffenheit und vor allem auch das WeGo Zugsystem. Vorausgesetzt, die taktische KI benimmt sich, ist das Zusehen des Zuges in der Wiedergabephase beeindruckend und kann zu den epischsten Momenten führen. Panzerduelle, Infanterie, die unter Sperrfeuer eine Ebene Überspringt bis zu dem gefürchteten Säubern von Wäldern: Pech und Glück liegen so nah beieinander, dass gerade Multiplayermatches zu einem Zähneklappern oder nahenden Herzklabaster führen können, doch mir persönlich haben es noch mehr die Kampagnen angetan. Viele sind gut gestaltet, wenn möglich historisch angelehnt und gleichen das größte Problem aus, welches in Szenarien vorherrscht. Die einzelnen Aufeindertreffen haben i.d.R. Konsequenzen, während in Multiplayergefechten die meisten Spieler „all out“ gehen und selbst den Hausmeister mit seinem alten Kehrbesen noch in den Nahkampf schicken würden, muss ich in Kampagnen auf meine Kerneinheiten achten, da wenn ich sie zu früh verheize, die Kampagne einfach nicht mehr bezwingbar wird. 
Die KI kann einen zwar selten wirklich überraschen, da ihre Befehle vom Missionbauer vorbereitet werden müssen und neigt besonders bei Angriffen, zu einfachen Flutangriffen ohne jegliche Raffinesse, allerdings schaffen es auch einige Kampagnenbauer, ihre Sätze an Plänen für die KI, so geschickt auszuarbeiten und zu variieren, dass das Match fordernd genug bleibt.
Dem oft ausgesprochenem Rat, "CM muss man im Multiplayer spielen", kann ich mich deshalb nicht per se anschließen, da zum einen neue Spieler recht schnell gegen Veteranen frustriert sind und das Handtuch werden und weil sie sich meiner Meinung nach einen wichtigen Teil des Spieles, der sie zumindest auch bedingt auf den Multiplayer vorbereiten würde, sich entgehen lassen.
Wenn Multiplayer, so wäre meine Empfehlung, einfach mal reine Infanteriegefechte auszuprobieren. Ich denke, gerade diese auf Gelände mit wenig bis keinen Gebäuden aber dafür mit Wälder, Weilern und Senken, sind das wo Combat Mission punktet und sich die meiste Zeit deutlich "fairer" anfühlt als im Kampf der verbundenen Waffen.

Es gibt für alle Spiele der Engine 2, außer Cold War, auf der Seite von Battlefront KLICK MICH Demos, in denen ganze Szenarien vorhanden sind und welche sogar im Multiplayer spielbar sind (Allerdings nur Demoversion gegen Demoversion), es gibt also eigentlich, wenn man auch nur etwas Interesse hat, keinen Grund, dieser Reihe keine Chance zu geben.

Durch eine Kooperation mit Slitherine sind die Engine 2 Spiele mittlerweile auch teilweise auf Steam verfügbar. Allerdings sind Patches eher selten, so dass man die Titel auch ohne weiteres als "Stand Alone" kaufen kann. In der Vergangenheit war es so, dass bei Titeln, die nachträglich auf Steam veröffentlicht wurden, Käufer auch immer die Spiele bei Slitherine aktivieren konnten und damit auch einen Steamkey erhalten haben.

Die Titel der Engine 1 Serie sind für einen Appel und ein Ei auf GOG erhältlich.

 

 

 

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