War on the Sea | USN Kampagne | #3 | Cruiser Clash im Morgengrauen

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Die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen am 8. August 1942 das Morgengrauen, während sich Task Force 1 in Marschgeschwindigkeit anschickt, die Indispensable Strait zwischen Guadalcanal und Malaita zu durchqueren. Um 7:50 Uhr lässt das RCA CXAM Radar der USS Pensacola plötzlich sechs Kontakte in einer Entfernung von weniger als 10 Seemeilen hell leuchtend auf dem Bildschirm aufblinken. Task Force 1 ist trotz längst aufgestiegenen und aufklärenden Kingfisher Seeflugzeugen ganz überraschend in einen japanischen Flottenverband gestolpert!

Der Kapitän der USS Pensacola und damit auch der Task Force Commander, Alfred G. Howe, lässt seinen Flottenverband die Fahrtstufe erhöhen und der Befehl zur Herstellung der Gefechtsbereitschaft wird gegeben. Die amerikanischen Kreuzer schneiden sich elegant durch die kabbelige See, während unter Deck geschäftiges Treiben einsetzt. Deutlich hebt sich Task Force 1 jetzt gegen den roten Streif am Horizont ab, als der Ausguck auf der USS Salt Lake City Backbord voraus im sichtmindernden Morgendunst Bewegung ausmacht.

Aus dem vom Küstensaum aufsteigenden Nebel schieben sich erst undefinierbare Schemen hervor, werden nach und nach zu erkennbaren Schiffskonturen und füllen dann das Fernglas des Aufgucks vollends aus. In zwei Kolonnen fahrend kann der japanischen Verband schnell identifiziert werden: An vorderster Stelle befindet sich je ein Schwerer Kreuzer der Mogami- und Myōkō-Klasse, gefolgt von jeweils einem Leichten Kreuzer der Kuma- und Sendai-Klasse sowie einem Zerstörer der Kamikaze- und Hatsuharu-Klasse.

Die japanischen Schiffe können mit einer Breitseite insgesamt 20x 20,3cm und 8x 12,7cm (Mogami und Myōkō), 12x 14cm (Kuma und Sendai), 4x 12cm (Kamikaze) sowie 5x 12,7cm (Hatsuharu) zum Tragen bringen, während die amerikanische Schiffe eine Breitseite von zusammen 20x 20,3cm und 8x 12,7cm (USS Pensacola und USS Salt Lake City) sowie 30x 15,2cm und 8x 12,7cm (USS Brooklyn und USS Philadelphia) zur Entfaltung bringen können. Der Breitseitenvergleich fällt somit leicht zugunsten der Amerikaner aus. Allerdings verfügt jedes Schiff aus dem japanischen Verband über 61cm Torpedorohre, welche den gefürchteten Torpedo Typ 93 (besser bekannt als Long-Lance Torpedo) ausstoßen können. Das Kräfteverhältnis scheint also recht ausgeglichen zu sein.

Der amerikanische Kreuzerverband nähert sich aus Nordosten kommend mit 25 Knoten und verringert die Distanz zum japanischen Verband, der Richtung Südosten steuert, sehr schnell. Mogami und Myōkō eröffnen das Feuer auf die USS Pensacola, Kuma und Sendai fallen bald darauf mit in den Beschuss ein. Zuerst werfen die Granaten recht zerstreut ihre Wassersäulen um den amerikanischen Schweren Kreuzer auf, doch dann erzielt der Feind erste Treffer und Brände brechen mittschiffs aus.

Noch immer hat Task Force Commander Howe nicht den Befehl erteilt, das Feuer auf die japanischen Schiffe zu erwidern. So langsam wird die angespannte Ruhe auf der Brücke von nervösen Blicken durchdrungen, auch die anderen Kreuzer fragen per Funk nach Feuererlaubnis. Dann, endlich, lässt Howe den Verband in einer sanften Kursänderung fünfzehn Grad nach Steuerbord abdrehen und die amerikanischen Schiffe schießen zurück. Ziel aller vier Kreuzer ist die Myōkō, welche am nächsten zur eigenen Position steht. Ein heftiger Granatenhagel geht über den japanischen Schweren Kreuzer nieder, welche kurz darauf tief im Wasser liegt und lichterloh brennend nach Südwesten abdreht. Mogami und Sendai schieben sich jetzt in die Schusslinie und versuchen, die Myōkō zu entlasten. Kapitän Howe lässt den Beschuss auf diese beiden Schiffe wechseln, USS Pensacola und USS Salt Lake City eröffnen das Feuer auf die Mogami, während USS Brooklyn und USS Philadelphia sich auf die Sendai einschießen. Der Leichte Kreuzer wird mehrfach erwischt und dreht ebenfalls brennend und unter Rauchentwicklung ab.

Auf einmal sichtet die Brückenbesatzung der USS Pensacola direkt vor dem eigenen Schiff einen japanischen Torpedofächer, der schon so nahe ist, dass ein Ausweichen zwecklos wäre. Wenige Meter vor dem Bug des amerikanischen Kreuzers laufen vier Torpedos durch das kühle Nass und verfehlen das Schiff nur um Haaresbreite. Mittlerweile ist die USS Pensacola auch erheblich beschädigt, mehrere Brände wüten an Deck. Schweren Herzens lässt Kapitän Howe sein Schiff aus der Formation ausscheren und dreht vom Feind ab. Ein zweiter Torpedofächer passiert zwischen den beiden amerikanischen Schweren Kreuzer, wieder nur einen Steinwurf entfernt. Die Long-Lance Torpedos ziehen aufgrund ihrer von Sauerstoff und Petroleum angetriebenen Zweizylinder-Kolbenmaschine keine verräterische Blasenbahn oder gar lumineszierende Welle hinter sich her, weshalb sie fast nicht zu entdecken sind. Abermals entgeht der amerikanische Verband einer Katastrophe. Mit der temporär aus dem Gefecht ausgeschiedenen USS Pensacola obliegt es nun den verbleibenden drei Schiffe, das Feuer auf die Mogami zu konzentrieren, welche bald darauf im Bereich des Vorschiffs von schweren Bränden eingehüllt wird. Turm C und D schießen längst nicht mehr zurück.

Plötzlich wird die USS Philadelphia von einer gewaltigen Detonation erschüttert. Aus einem dritten Torpedofächer des japanischen Verbands hat einer der abgeschossenen Long-Lance Torpedos sein Ziel gefunden. Meerwasser strömt durch das Leck in der Bordwand und der Leichte Kreuzer verliert augenblicklich an Geschwindigkeit. Ein kritischer Moment für den amerikanischen Verband. Kapitän Howe entscheidet blitzschnell. USS Salt Lake City, in der Zwischenzeit hauptsächlich dem Feuer der Japaner ausgesetzt, dreht vom Feind ab und vollzieht eine 180° Wende. Flaggschiff USS Pensacola greift wieder ins Gefecht ein und übernimmt vor ihrem Schwesternschiff wieder die Führung. USS Brooklyn und USS Philadelphia führen ebenfalls eine 180° Wende durch, allerdings auf den Feind zudrehend, um den beiden eigenen Schweren Kreuzern nicht vor den Bug zu geraten. Dieses Manöver ist zwar für die Leichten Kreuzer gefährlich, nimmt aber zugleich Druck von den angeschlagenen Schweren Kreuzern und könnte weitere Torpedofächer der japanischen Schiffe ins Leere gehen lassen.

Doch auch die Mogami hat ihr Anstürmen bitter bezahlen müssen. Im Stahlregen der amerikanischen Schiffe kentert der japanische Schwere Kreuzer langsam nach Steuerbord über und versinkt in den Wellen.

Nun schwenken die USS Pensacola und USS Salt Lake City ihre Geschütze auf die aufschließende Kuma, während die USS Brooklyn und USS Philadelphia die beiden näherkommenden japanischen Zerstörer aufs Korn nehmen. Die 20,3cm Granaten prasseln auf die völlig unterlegene Kuma ein, welche von den Einschlägen komplett verwüstet wird. Ihr Bug sackt sichtbar ab und aus zerschmetterten Rohrleitungen steigt dicker, brauner Rauch empor.

Das ungleiche Feuergefecht endet dann auch mit dem unvermeidlichen Ausgang: Als die ersten Wellen über die Reeling schwappen, verlassen die japanischen Seeleute ihr sinkendes Schiff. Die Kuma kentert innerhalb weniger Minuten und hinterlässt nur Trümmer und Treibgut am Ort ihrer Versenkung.

Währenddessen haben beide Leichen Kreuzer die Hatsuharu bereits erheblich getroffen. Jetzt, mit der aus dem Weg geräumten Kuma, wird auch noch die Kamikaze von USS Pensacola und USS Salt Lake City zusammengeschossen. Die wild umherkreisenden Zerstörer versuchen unter Höchstfahrt ihrem Schicksal zu entgehen, aber das radargestütze Feuer der amerikanischen Schiffe ist einfach zu präzise. Der Ausguck auf der USS Brooklyn beobachtet, wie die japanischen Gegner ihre Torpdeos losmachen und meldet seine Entdeckung an Task Force Commander Howe. Abermals vollführt der gesamte amerikanische Verband eine 180° Wende.

Anschließend machen die Kreuzer kurzen Prozess mit ihren Feinden: Mit zerschmetterten Aufbauten sinkt zuerst die Hatsuharu auf nahezu ebenem Kiel auf ihre letzte Ruhestätte...

...und kurz darauf säuft auch die brennende Kamikaze ab.

Der Flottenstab auf der USS Pensacola entscheidet sich unter Anbetracht der Schäden auf der USS Philadelphia und den immer noch stark auflodernden Bränden auf der USS Salt Lake City, der doch nach wie vor recht unübersichtlichen Lage und der stetigen Gefahr durch japanische Torpedofächer für ein Abdrehen nach Norden und somit für ein Lösen vom Feind. Die Sendai als auch die Myōkō sind nicht mehr auszumachen und daher möchte Task Force Commander Howe kein unnötiges Risiko eingehen. Was er zu dem Zeitpunkt allerding nicht weiß: Myōkō liegt über und über von Feuern eingehüllt nahe der Küste von Guadalcanal und kann von der eigenen Besatzung nicht mehr gehalten werden.

Damit endet das erste Seegefecht der gerade erst begonnenen Guadalcanal Kampagne. Der US Navy ist ein schwerer Schlag gegen die Kaiserlich Japanische Marine gelungen. Ohne eigene Verluste konnten zwei Schwere Kreuzer, ein Leichter Kreuzer und zwei Zerstörer versenkt werden. Auf eigener Seite bleibt nur die torpedierte USS Philadelphia beschädigt, auf gegnerischer Seite kann sich die Sendai mit minimalen Schäden davonstehlen. Was für ein Erfolg! Mit den dadurch erhaltenen 41 Command Points sollen so schnell wie möglich neue Marineeinheiten entsandt werden.

Aus dem Gefecht nimmt die US Navy drei wichtige Erfahrungen mit:

  • Long-Lance Torpedos sind so schwer zu entdecken, dass meist keine Zeit mehr zum Reagieren und Ausweichen verbleibt. Daher sind regelmäßige Kurswechsel vorzunehmen.
  • Das eigene, radargelenkte Artilleriefeuer ist dem der Japaner, sofern diese auf ihren Schiffen entsprechendes Equipment verfügen, spürbar überlegen. Daher sind Feuergefechte bei Tag solchen bei Nacht definitiv vorzuziehen.
  • Selbst mit 40-60% Zielgenaugkeit erzielen die eigene Kreuzer ausreichend viele Treffer, um den Gegner relativ schnell zu überwältigen. Auch große Fahrtstufen und 180° Wendemanöver senken die Genauigkeit nur geringfügig. Daher sind Feuergefechte zwischen gemischten Kreuzerverbänden bei hohen Geschwindigkeiten und unter regelmäßigem Manövrieren zu führen.

Namensnennung 2.0 Generic (Creative Commons BY 2.0):
Headline Bild für meine USN Kampagne bestehend aus einem Screenshot aus dem Press Kit von War on the Sea und einem gespiegelten Ausschnitt aus der historischen Aufnahme mit dem Titel Marines Land on Beach at Guadalcanal, August 1942 aus der Thayer Soule Collection (COLL/2266), Archives Branch, Marine Corps History Division (offizielle USMC Fotographie)

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